Überblick über häufig mittels Gammastrahlung aufbereitete Produkte

Die Gammabestrahlung ist eine besonders vorteilhafte Methode zur Sterilisation von Medizinprodukten und Pharmazeutika. Sie bewirkt keine oder nur eine geringe Erwärmung, ist rückstandsfrei und erfordert keine anschließende Isolation der behandelten Produkte. Über die anzuwendende Sterilisationsmethode entscheiden häufig die spezifische Zusammensetzung und die jeweilige Funktion der Produkte (siehe Technischer Tipp Eignungskriterien für die Gammastrahlensterilisation und Technischer Tipp Einführung in die Gammastrahlensterilisation).

Die folgende Liste zeigt ausgewählte, häufig mittels Gammastrahlung behandelte Produkte. Die tatsächliche Entscheidung für eine bestimmte Sterilisationsmethode ist jedoch stets vom jeweiligen Produkt abhängig. Daher wird für diese Liste kein Anspruch auf Vollständigkeit oder Exklusivität erhoben.

Häufig mittels Kobalt-60 behandelte Produkte:

Chirurgische Produkte:

  • Beatmungsschläuche und -sonden
  • Alkoholtücher
  • Verbände
  • Biopsiestanzen, Schussapparate, Zubehör, Knochensägen
  • Katheter (Foley-Katheter, Angiographiekatheter, Blasenkatheter)
  • Zement (Implantate)
  • Kolostomieversorgung, Zubehör
  • Drainagebeutel
  • EKG-Elektroden
  • Elektrokauter
  • Fetalsonden
  • Neutralelektroden
  • Hypodermische Kanülen und Spritzen
  • Implantate (Hüft-, Knie-, Fingergelenk usw.)
  • Instrumente
  • Intrauterinpessare
  • Spülsets (chirurgisch, ophthalmisch)
  • Venenzugangssets
  • Labortupfer
  • Laparoskopie-Zubehör
  • Luer-Lock-IV-Anschlüsse
  • Markierstifte
  • Nadelzähler
  • OP-Tücher
  • Stomaversorgung, Zubehör
  • Prothesen (arteriell, vaskulär, orthopädisch)
  • Skalpellklingen
  • Shunts
  • Schwämme, Gaze
  • Sterilwasser
  • Stockinetten
  • Absperrhähne
  • OP-Handschuhe/Puder
  • Handwaschbürsten (einfach und imprägniert)
  • OP-Abdecktücher und -Hemden
  • Behandlungssets und -packungen
  • Nahtmaterial
  • Tupfer
  • Spritzen – gefüllt und ungefüllt (Wasser, Kochsalz usw.)

Medizinprodukte und Pharmazeutika:

  • Aluminiumhydroxid
  • Aluminiumröhrchen
  • Inseminationspipetten
  • Verbände, behandelt und unbehandelt
  • Bioassay-Schalen und -Röhrchen
  • Drainagebeutel
  • Blutentnahmeröhrchen
  • Lanzetten
  • Spritzen zur Blutgasbestimmung
  • Blutserum
  • Leichenhüllen
  • Verbrennungsdecken, Kompressen und Salben
  • Zentrifugenröhrchen
  • Aktivkohlelösung
  • Reinraumbedarf
  • Verschlüsse (Einsätze, Kappen, Pfropfen, Ringe usw.)
  • Baumwolltupfer
  • Kulturflaschen, -röhrchen und -platten
  • Zahnstifte, Bohrer und Schwämmchen
  • Plasmabeutel
  • Medikamentenpumpen
  • Arzneimittel
  • Medikationssysteme
  • Abfallbeutel
  • Diagnostika
  • Leere PET-Flaschen und -Verschlüsse
  • EE-Beutel und -Sets
  • Enzyme
  • Ausrüstungsabdeckungen
  • Arzneistoffträger
  • Augentropfen und -salben
  • Fetalblutentnahmesets
  • Fetales Kälberserum
  • Filter (Spritzen, IV, Membran)
  • Kleidungsstücke (Einweg und Mehrweg)
  • Gele
  • Magnesiumaluminiumsilicat
  • Magnesiumglycerophosphat
  • Salben und Testkits
  • Petrischalen
  • Pipetten
  • Sammelbehälter
  • Proteine
  • Pump- und Sprühflaschenzubehör
  • Kochsalzlösung und getränkte Tücher
  • Probenbehälter
  • Taurin
  • Teströhrchen
  • Thermometer/Hüllen
  • Laborbedarf Gewebekulturen
  • Mundspatel
  • Topische Salben

Beispielprodukte, bei denen Gammabestrahlung die Sterilisationsmethode der Wahl ist:

Für bestimmte Produkte eignet sich konstruktions- oder fertigungsbedingt nur die Gammastrahlensterilisation. Die folgende Liste zeigt Produkte, bei denen zur Sterilisation oder Bioreduktion einzig dieses Verfahren in Frage kommt (von der Elektronenbestrahlung abgesehen).

  • Produkte des Laborbedarfs aus ABS und anderen Kunststoffen sind temperaturempfindlich. Daher kommt hierfür keine Hitze- oder Dampfsterilisation in Frage. Auch Chemikalienrückstände sind kritisch. Bei Kontakt etwa mit Ethylenoxid (EtO) oder anderen Nebenprodukten chemischer Aufbereitungsverfahren kann das Zellwachstum bei Gewebekultur- oder mikrobiologischen Untersuchungen beeinträchtigt werden. Ergebnisse werden dadurch inakzeptabel. Gleiches gilt für hochtechnologische Zellwachstumsuntersuchungen im serologischen oder biologischen Bereich. Einzig bei der Gammastrahlensterilisation der genannten Produkte entfallen solche Störfaktoren.
  • Gewebeimplantate menschlichen wie tierischen Ursprungs, einschließlich Knochenaufbaumaterial
  • Bestimmte Weichteilgewebe für Implantationszwecke
  • Sterile Kochsalzlösung/Wasser/Bikarbonat- und andere Lösungen und Flüssigkeiten, die aufgrund der Endverpackung oder einer zu hohen Viskosität für die Filtersterilisation nicht in Frage kommen
  • Kontamination von Produkten mit Pyronema (obgleich auch die Dampfsterilisation für solche Fälle validiert wurde, ist die Gammastrahlensterilisation hier klar die Methode der Wahl)
  • Vorbereitete Plattenmedien (Mikrobiologie/Medizin)
  • Bei einzelnen temperaturempfindlichen medizinischen wie nicht medizinischen Produkten mit hohem Feuchtigkeitsgehalt (Inhaltsstoffe, chirurgische Kleber usw.) kann es in Folge der Aufbereitung mit EtO zur Bildung unerwünschter chemischer Rückstände kommen (genauer Chlorohydrin, etwa bei Anwesenheit von Chlorid bzw. Ethylenglycol und Ethylenoxid)
  • Temperaturempfindliche und/oder luftdicht verpackte feuchte Wundverbände
  • Desinfizierende Tupfer, Alkohol oder Jod
  • Seren (Rinderseren und andere)
  • Absperrhähne und andere temperaturempfindliche Vorrichtungen mit zugesetzten Bereichen
  • Fertigspritzen
  • Einzelne biologische Produkte

Faktoren, die gegen den Einsatz anderer Sterilisationstechnologien sprechen:

  • Verpackte Produkte – Viele Artikel weisen eine robuste, luftundurchlässige Umverpackung auf. In solchen Fällen ist eine Aufbereitung mit Dampf, Gasen oder aber mittels Drucksterilisation nicht möglich. Hierzu zählen medizinische Produkte, Ausgangsstoffe und Konsumgüter wie etwa Torfmoos, Fässer mit Kunststoffauskleidung, Beißringe und luftdicht verpackte Produkte.
  • Stoffe von hoher Dichte – Rohstoffe werden in Boxen und Fässern häufig dicht gepackt. Die zur Dampf- oder auch Gassterilisation erforderliche Durchdringung solcher Stoffe ist daher nur sehr eingeschränkt möglich. Bei der Aufbereitung mittels Gas oder Dampf kann es außerdem zur Verklumpung, Veränderung der Partikelgröße und anderen physikalischen Effekten kommen, und das Produkt damit unbrauchbar werden. Daher werden etwa Gewürze, Talkum, bestimmte Rohstoffe, wasserlösliche Stoffe, Pulver und andere Materialien ausschließlich mittels Gammastrahlung behandelt.
  • Unerwünschte chemische Rückstände – Einzelne Produkte neigen zur Adsorption bzw. Absorption chemischer Sterilisationsmittel. Die Gammastrahlung gilt hingegen als „saubere“ Lösung, da hier keine Chemikalien verwendet werden. Es wirkt allein die Strahlungsenergie.

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Seite zur Gammastrahlensterilisation.

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